Zempow

...wo Sie die Stille hören können

Geschichte des Bombodroms

Zempow liegt am Rande des ehemaligen sowjetischen Bombodroms in der Kyritz-Ruppiner Heide. Seit den fünfziger Jahren fanden hier militärische Übungen der sowjetischen Streitkräfte und ihrer Verbündeten statt. Im Süden des Geländes wurde das Abwerfen von Bomben trainiert - deshalb der Name "Bombodrom". Jahrzehntelang hatte die Bevölkerung massiv unter dem Militärbetrieb zu leiden. Nach der Wende verließ die russische Armee 1990 das Gelände. Als das Bundesverteidigungsministerium mitteilte, eine Weiternutzung ehemaliger Liegenschaften der WVO-Streitkräfte sei "in der Regel" nicht geplant, ging ein Aufatmen durch die Region. Doch schon 1992 entschied die Bundesregierung, das ehemalige Bombodrom auch weiter als Luft-Boden-Schießplatz zu nutzen.
Gegen diese Pläne entstand ein hartnäckiger, kreativer und breiter Widerstand der Bevölkerung, der nach 18 Jahren endlich erfolgreich war: 2009 verzichtete das Verteidigungsministerium auf die Nutzung als Luft-Boden-Schießplatz, 2010 gab es den Platz ganz für die zivile Nutzung frei. Allerdings ist das Gelände weiterhin stellenweise stark munitonsbelastet. Durch eine Ordnungsbehördliche Verfügung des Landrats ist das Betreten verboten.
Viele Zempower waren am Protest und Widerstand gegen das Bombodrom aktiv beteiligt. Von den insgesamt 113 Protestwanderungen der Bürgerinitiative Freie Heide fanden neun in Zempow statt:
8.11.1992: 3. Protestwanderung von Zempow aus in Richtung Schießplatzgrenze. Der Beginn in der Kirche Zempow erhält diesmal besonderen Glanz durch ein Konzert des Berliner Quantz-Sebon-Ensembles unter der Leitung des Flötenvirtuosen Karl-Bernhard Sebon.


13.3.1994: 18. Protestwanderung in Zempow mit zweihundertfünfzig Teilnehmern.

21.7.1996: 38. Protestwanderung in Zempow mit der "Initiative Reiterinnen und Reiter für den Frieden".






4.7.1999: 55. Protestwanderung in Zempow unter dem Motto "Picknick in der FREIen HEIDe". Amerikanische Versteigerung eines Picknickkorbes.

9.9.2000: 64. Protestwanderung in Zempow, begleitet von Trommlern aus dem Senegal und Burkina Faso wird die "Spirale" eingeweiht, ein Projekt des Künstlers Hohl-Stein aus ca. 1500 runden Strohballen. Die Strohspirale von Zempow erhält später die Bestätigung als größte Strohspirale der Welt von der Redaktion des Guinnessbuch der Rekorde.

17.9.2000: 65. Protestwanderung in Zempow - Vorstellung des FREIe-HEIDe-Buches, es musizieren IG Blech.

15.09.2002: 78. Protestwanderung gemeinsam mit der BI Freier Himmel (Mecklenburg Vorpommern) - 1000 Teilnehmer treffen sich an der Landesgrenze bei Zempow zum gemeinsamen Protest

14.09.2003: 85. Protestwanderung in Zempow mit 500 Teilnehmern

4.9.2005: 97. Protestwanderung / Grenzwanderung ab Zempow und Buschhof zur Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern unter Teilnahme von Ministerpräsident Haralds Ringstorff (Mecklenburg-Vorpommern) und Staatskanzleichef Rainer Speer (Brandenburg)

(Zitiert aus der Chronik der Bürgerinitiative Freie Heide)

Im Jahr 2009 beherbergte Zempow die letzten "Sommeraktonstage für die Freie Heide", die zuvor jährlich am Dranser See in Schweinrich stattgefunden hatten.